Humanenergetiker erfolgreicher als Ärzte?

Der Äskulapstab ist das „Markenzeichen“ der Ärzte und Mediziner

Rund 14.000 niedergelassene Allgemeinmediziner gibt es derzeit in Österreich. Jedoch gibt es in Österreich laut Aussage der WKO als einziges offizielles Organ bereits über 17.000 registrierte Humanenergetiker. Bei den Ärzten mit stark statischer Tendenz, bei den Humanenergetikern jedoch mit rasantem Anstieg. Dabei noch nicht mitgerechnet die vielen Wender, religiösen Geistheiler und Naturheiler, welche ohne Gewerbeerlaubnis praktizieren.

Dem schulmedizinischen Sektor stehen somit mehr mit alternativen und komplementären Heilmethoden arbeitende Energetiker gegenüber. Interessanterweise ist dies in der Öffentlichkeit noch weitestgehend unbekannt. Die Zahl der im Methoden-Katalog aufgenommenen alternativ-energetischen Heilmethoden beläuft sich mittlerweile auf rund 300, und täglich kommen neue dazu.

Der Hermesstab ist das uralte Symbol der Alchimisten und der Alternativheiler und wird heute von vielen Energetikern als ihr Berufssymbol benutzt.

Aber es gibt auch Grenzen: Ein Humanenergetiker darf in Österreich rechtlich gesehen alles tun, solange er nicht jene Bereiche berührt, die den reglementierten Gesundheitsberufen und Ärzten vorbehalten sind.

Auf den Punkt gebracht. Humanenergetiker dürfen keinen kranken Menschen „heilen“. Dieses Recht haben sich die Ärzte gesichert. Und evtl. noch die Pharmaindustrie, welche ja Heilmedikamente herstellen und vertreiben und somit an den kranken Patienten bringen dürfen.

Energetiker dürfen im Grund nur mit Menschen im energetischen, feinstofflichen Bereich arbeiten und dabei helfen, deren Selbstheilungskräfte zu aktivieren, zu stärken und eine körperliche Ausgewogenheit herzustellen.

Ärzte, welche die Humanenergetiker letztlich als lästige Konkurrenz sehen und diese kritisch beäugen, werfen diesen das Fehlen von Ausbildungsrichtlinien vor und fordern Nachweise anatomischer und physiologischer Kenntnisse.

Ein verzweifelter Versuch, sich abzugrenzen, denn der Humanenergetiker arbeitet überhaupt nicht im physischen Bereich, welcher den Ärzten vorbehalten ist, sondern im energetischen Bereich der Chakren, Meridianen und des Energiekörpers (sprich: Aura). Humanergetiker sollten deshalb gar nicht erst ausgebildet werden in dem Bereich, den sie sowieso nicht ausüben dürfen und sollten. Denn je mehr Wissen über den physischen Körper vorhanden ist, umso mehr schränkt sich der Energetiker in seinen feinstofflichen Sinnen und Wahrnehmungen ein.

Und der Arzt hat letztlich nichts in diesem energetischen Bereich zu suchen. Tut er auch in der Regel nicht, denn er hat sowieso nicht die Zeit dazu, gemeinsam mit dem Patienten die energetischen Ursachen für seine Blockaden zu finden. Er bleibt lieber bei der ihm vertrauten Symptombehandlung.

Warum gibt es so viele Humanergetiker und warum strömen Menschen in Scharen zu ihnen hin?

Es ist eine Tatsache: Viele Kranke suchen neben oder anstatt einer schulmedizinischen Behandlung Hilfe bei sogenannten Geistheilern. Zwei Drittel der Klienten geben an, dass sie sich nach einem Besuch deutlich besser fühlen. Die Liste der Leiden ist lang: chronische Schmerzzustände, Krebs, Impotenz, Depressionen, Burnout…

Geistiges Heilen boomt – bei allen Bevölkerungsschichten und Alterklassen.

Nun wird ganz offensichtlich die Beschäftigung mit diesem Thema aus der Esoterikecke herausgeholt. Die Studie „Geistheiler und ihr Klientel – Zur Renaissance magischer Weltbilder“ ist die erste wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Phänomen. Sie wurde vom „Fond zur Förderung wissenschaftlicher Forschung“ finanziert und von der Universität Linz unter Leitung von Univ. Doz. Andreas Obrecht durchgeführt. Die Studie ergreift weder Partei für die Heiler noch gegen sie, sondern beschreibt ihre Lebenswirklichkeit und Praktiken.Nahezu jeder Zweite (!) würde sich im Falle einer schweren Erkrankung einem Heiler (Energetiker) anvertrauen. Die Zahl der tatsächlichen Besucher ist hoch, liegt aber im Dunkel. Warum strömen Menschen in Scharen zu Geistheilern? Univ. Dozent A. Obrecht: „Persönliche Bedürfnisse wie Zuwendung, Nähe und Unterstützung bei einer ganzheitlichen Lebensveränderung werden vom schulmedizinischen System meist nicht erfüllt. Der Patient fühlt sich alleingelassen“.

In Österreich ist der Beruf eines Heilers verboten, sofern er nicht im Rahmen einer gewerberechtlichen Tätigkeit als Humanenergetiker ausgeübt wird. Diese Tatsache und die Einstellung vieler Mediziner: „Der Unsinn ist nicht der Rede wert“ mag der Grund dafür sein, dass nur 1% (!) der Patienten von einem Besuch beim Geistheiler erzählen. Die meisten von denen hingegen wünschen eine Zusammenarbeit mit Ärzten.

Ohne Risiken und Nebenwirkungen

Geistheiler verabreichen in der Regel keine Spritzen, verordnen keine Salben und verschreiben keine Medikamente. Die Behandlung ist somit ohne Risiken und Nebenwirkung. Was also tun sie? Sie wenden Verfahren an, die nach heutigem medizinischen Wissensstand eigentlich nicht wirksam sein dürften. So beschreibt Dr. Harald Wiesendanger in seinem „Großen Buch vom geistigen Heilen“ folgende Methoden: Handauflegen, wobei der Patient oft nicht einmal berührt wird, Verwendung von Gegenständen wie Steinen, Stäben, Glas als Träger von Heilsenergie, Worte, die Heilkräfte besitzen, Führung durch die Geisterwelt: Heiler übermitteln in Trance nicht nur Botschaften, sondern führen sogar chirurgische Eingriffe durch. Manche stellen auch außersinnliche Diagnosen. Sie sehen die Aura und können aus Form und Farbe auf Krankheiten und ihre Ursachen schließen.

Unüberblickbare Vielfalt

Für Laien ist es nicht einfach, sich in der Fülle von Angeboten zurechtzufinden. Und auch nicht, gute und seriöse Anbieterinnen und Anbieter von unseriösen zu unterscheiden.

Entscheiden Sie beim ersten Treffen, ob Sympathie da ist, oder ob eine innere Stimme sie warnt. Ein seriöser Heiler verspricht keinen sicheren Erfolg, rät nicht von medizinischen Behandlungen ab, und ermutigt Sie zu Durchuntersuchungen. Seien Sie vorsichtig bei überzogenen Honorarforderungen oder gar Vorauskasse.

Fragen Sie nach deren Ausbildungshintergrund. Woher hat der Energetiker sein Wissen, wo hat er sein „Handwerk“ erlernt. Lassen Sie sich nicht blenden von angeblichen Zertifizierungen irgendwelcher Institute, hinterfragen Sie eher den Ruf der Ausbildungsstätte.

Geistheilungen sind Phänomene, die wahrscheinlich so alt sind wie die Menschheit selbst. Bereits von Hippokrates, dem Vater der abendländischen Medizin, ist folgender Ausspruch überliefert: „Wenn ich meine Hand über einen Patienten halte und er fühlt Wärme oder ein Kribbeln, dann besteht eine große Chance, dass er geheilt wird.“ Auch C. G. Jung glaubte an Geistheilung als eine Methode der Zukunft. Er nahm an, dass nicht nur unentdecktes Potential im Menschen selbst schlummert, sondern unter bestimmten Bedingungen göttliche Energien wirksam werden, die sowohl funktionelle als auch organische Störungen heilen können. Auch das Alte Testament enthält viele Beispiele von Geistheilungen und schließlich revolutionierte ein Mann namens Jesus alle bisher bekannten Auffassungen darüber, was „medizinisch“ möglich ist.

Seriöse Ausbildungen zum Energetiker und Geistheiler

Auch wer sich selbst für eine Energetiker-Laufbahn interessiert, hat es nicht leicht. Selbst in den einzelnen Disziplinen, wie etwa der Kinesiologie, werden unterschiedliche Ausbildungen angeboten.

Fakt ist, dass das Energetikergewerbe ein freies Gewerbe ist, in dem es weder verbindlich rechtliche Richtlinien noch eine gesetzliche Regelung der Vorbehaltsbereiche gibt und auch keine vorgeschriebene Ausbildung.

Das Problem dabei: Ähnlich wie in der Ärztekammer, wo Spitalsärzte mit niedergelassenen und Chirurgen mit Internisten und die wieder mit Intensivmedizinern streiten, sind sich auch bei den Energetikern nicht alle einig. Bei 250 verschiedenen Methoden ist das aber auch nicht weiter verwunderlich. Nicht zuletzt deshalb wird das Installieren einer verbindlichen Ausbildung von verschiedenen Gruppen in Frage gestellt. Eine einheitliche Basis könne der Vielfalt der Methoden nicht gerecht werden, argumentieren sie.

Rein praktisch gesehen ist ein Energetiker jemand, der sich bei der Wirtschaftskammer als freier Gewerbetreibender in Sachen Energetik angemeldet hat. „Hilfestellung zur Erreichung einer körperlichen beziehungsweise energetischen Ausgewogenheit, wie unter anderem mittels der Methode von Dr. Bach, Biofeedback oder Bioresonanz, Auswahl von Farben, Düften, Lichtquellen, Aromastoffen, Edelsteinen, Musik, unter Anwendung kinesiologischer Methoden und mittels Interpretation der Aura“, heißt es im Gewerbewortlaut.

Wolfgang T. Müller

Weitere Infos unter www.heilerakademie.eu

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